☑ Retoure reduzieren ☑mehr Umsatz ☑neue Kundschaft ☑nachhaltig engagierenLäuft wie geschnitten Brot: Interview mit Bäckerei Bergmann

Wer kurz vor Ladenschluss zum Bäcker geht, hat häufig die volle Auswahl. Gerade Standorte in Vorkassenzonen großer Supermarktketten werden vertraglich verpflichtet, auch kurz vor Ladenschluss noch ein reichhaltiges Sortiment anzubieten. Dieses Überangebot führt laut einer Studie der Umweltschutzorganisation WWF zu einer enormen Lebensmittelverschwendung. Mit 1,7 Millionen Tonnen pro Jahr sind Backwaren eines der am häufigsten weggeworfenen Lebensmittel in Deutschland.

Auch die Bäckerei Bergmann kennt dieses Problem. In den 50 Filialen in Erfurt und den ländlichen Gegenden Thüringens bleibt am Ende des Verkaufstages immer etwas übrig – in Summe ganze 860 Kilogramm pro Tag. 

Interview Bäckerei Bergmann

Was tun mit so viel Brot und Backware? 

Matthias Bergmann, Miteigentümer der Familienbäckerei Bergmann, erklärt uns, wie sie mit diesen Überschüssen umgehen.

Welche Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung setzt ihr in der Bäckerei Bergmann um? 

Wir kooperieren seit 20 Jahren mit der Tafel. Diese nehmen die Menge jedoch nicht komplett ab. Daher haben wir zusätzlich eine Weiterverarbeitung von überschüssigen Backwaren zu Semmelmehl oder Biogas. Außerdem haben wir das Projekt yesternday ins Leben gerufen, mit dem das Brot vom Vortag verkauft wird und die Gewinne gespendet werden. Seit 2019 arbeiten wir zudem mit Too Good To Go.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Too Good To Go?

Die Too Good To Go-App überzeugte uns durch ihre einfache Funktionsweise. 

Kurz vor Ladenschluss stellen wir sogenannte Überraschungstüten mit unverkauften Backwaren zusammen, meistens ein Brot, süßes Gebäck und belegte Brötchen.

Die Anzahl der über die App angebotenen Tüten richtet sich nach den Retourenquoten der Filialen, die alle drei Monate ausgewertet und gegebenenfalls angepasst wird. Je nach Größe der Filialen bieten wir zwischen vier bis acht Tüten täglich pro Standort an.

Nutzer*innen reservieren und bezahlen im Vorfeld über die App. Der Preis für eine Überraschungstüte liegt bei uns zwischen drei und vier Euro und entspricht einem Drittel des ursprüngliche Verkaufspreises.

Dreißig bis fünfzehn Minuten vor Ladenschluss können die Tüten gegen Vorzeigen des digitalen Kassenbons in der jeweiligen Filiale abgeholt werden und wir bekommen das Geld von Too Good To Go überwiesen.

Was konntet ihr bisher mit Too Good To Go erreichen?

Das Angebot wird sowohl in den Filialen in Erfurt als auch in den ländlichen Gegenden Thüringens fleißig genutzt. Erst kürzlich haben wir unsere 115.000 gerettete Überraschungstüte verkauft. Damit konnten wir insgesamt schon 184.000 Kilogramm an überschüssigen Backwaren doch noch verkaufen und damit die Retourenquote um ein Drittel minimieren und somit unsere finanziellen Verluste ein Stück weit dämpfen.

Wie hat sich der Kundenstamm entwickelt?

Während die Retourenquote gesunken ist, ist unsere Kundschaft gewachsen. 

Anfangs hatten wir Bedenken, dass uns Stammkund*innen abwandern und nur noch Überraschungstüten kaufen könnten. Stattdessen kamen neue Käufer*innen, die vorher gar nicht den Weg zu uns fanden. Und diese Kund*innen kommen wieder und sich das Brot auch frisch. Somit gewinnt man langfristig neue Kundschaft. 

Und was sagen eure Mitarbeitenden?

Die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen in den Filialen und Backstuben ist seitdem gestiegen. Durch die Partnerschaft mit Too Good To Go haben wir es geschafft, die Wertschätzung für unsere Backwaren zu steigern und damit unsere Teams zu begeistern. Niemand sieht gern, wie Lebensmittel im Müll landen, die mit den eigenen Händen hergestellt wurden. Am meisten freuen sich deshalb unsere Bäcker*innen, dass die Backwaren, die sie jeden Tag backen, einen anderen Stellenwert bekommen.

Auf unserem Weg, keine hochwertigen Backwaren mehr entsorgen zu müssen, ist Too Good To Go mittlerweile eine wichtige Säule und aus dem Tagesgeschäft nicht mehr wegzudenken.

Hast du auch eine Bäckerei? Dann melde dich bei uns und erhalte weitere Informationen.